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Mittwoch, 15. November 2023

Enden gestalten

Die Kunst des Abschließens und Loslassens

Vor einiger Zeit bin ich bei LinkedIn über Joe Macleod gestolpert. Er ist ein "Endineer", und damit kümmert er sich um Dinge, in seinem Fall Produkte, die ihr Ende erreicht haben. Und er fordert dazu auf, das Ende zu gestalten. Um Enden kümmern wir uns viel zu selten. Wir schauen auf die Anfänge, wir feiern das Wachstum, aber das Ende? Erst als ich mich mit dem Community Management beschäftigt habe, habe ich zum ersten Mal auf den Ausstieg, das Aufhören geachtet. Denn es ist wichtig, dass jemand, der einer Community beitritt, genau weiß, was ihn oder sie beim Aufhören erwartet: Ächtung? Spott? Heimliches Rausschleichen? Ein ordentliches Ende ist wichtig. Denn es setzt einen sauberen Abschluss, der Neues erst möglich macht.

Ich habe in diesem Jahr u.a. zwei Enden eingeleitet: das Ende meiner Zeit als Organisatorin von TEDxMünster, und das Ende des Wednesday Web Jam.

Bei TEDxMünster habe ich seit Anfang 2016 mitgemacht und in den letzten Jahren die volle Verantwortung für Team, Events und Budget übernommen. Die Teambetreuung war nicht mehr zu meiner Zufriedenheit gewährleistet, seit ich zwischen Münster und London pendle. Und für eine Weile war ich besorgt, dass TEDxMünster, mein Herzensprojekt, sterben könnte, wenn ich aufhöre. Jetzt ist klar: Julius Kosfeld wird die Lizenz übernehmen und gemeinsam mit Martin Mall TEDxMünster in die Zukunft führen. Julius ist großartig darin, ein Team zu führen und mit glasklaren Strukturen Orientierung zu schaffen. Martin ist ein kreativer Geist mit einem riesigen Netzwerk an spannenden Menschen, von denen etliche schon Speaker:innen bei uns waren. Als Duo werden sie unschlagbar sein. Ich beschränke mich fortan auf die Arbeit im Kuratorium und das Speaker Coaching, meine echte Leidenschaft. 

Den Wednesday Web Jam (WWJ) haben wir Ende Oktober in einer fröhlichen und auch etwas traurigen Zeremonie online zu Grabe getragen: ein Nachruf von Marc Bolick, der sein schauspielerisches Talent bis dato verheimlicht hatte, einen echten Feigenbaum auf Steve Bosack's Grundstück gepflanzt (für fig jam ;) , nachdem er aus voller Brust "Amazing Grace" dargeboten hatte. Das kann man alles auf YouTube ansehen. Von mehr als drei Jahren WWJ bleibt nun eine lebendige Community, deren Mitglieder nicht nur weiterhin online über mehrere Kanäle verbunden sind, sondern sich auch zunehmend in der echten Welt treffen, gemeinsam Projekte machen und Freundschaften pflegen. Um ein Haar hätten wir als WWJ Team dem langsamen und quälenden Tod des Formats zugesehen, weil wir uns allesamt nur schwer loslösen konnten. Seit der "Beerdigung" ist wieder richtig Schwung in der Community.

 

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