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Mittwoch, 09. Dezember 2020

Wie's geht

Mein vorläufiges methodisches Fazit 2020 und meine Favoriten. Lernstandserhebung in der virtuellen Moderation

Menschen im Homeoffice oder im Büro. Mit oder ohne Kamera und funktionierendes Mikrofon vor dem Rechner. Workshops mit Homeoffice-Teilnehmern und gemischten Gruppen im „Büro-Hub", die sich wegen der Abstandsregelungen und einer unglücklich weit entfernt aufgehängten Kamera kaum wahrnehmen lassen. Gruppen im Präsenz-Workshop mit straffem Lüftungsmanagement. Gruppen, die auf demselben Büroflur trotzdem nur online teilnehmen, aber zwischendurch die Nase durch die Tür stecken. Ideologische Schlachten um die richtige Konferenz-Software, Frust über instabile Leitungen, gescheiterte Experimente mit fast 100 Teilnehmern auf virtuellen Whiteboards, ameisenhaufenähnliches Gewimmel mit hunderten bunten Post-its, tagelange Vorbereitung eines virtuellen Arbeitsraumes für Studierende. Dieses Jahr war voller - teils absurder, manchmal anstrengender, lustiger, bemerkenswerter und wohltuender - Erfahrungen, was meine Arbeit als Moderatorin betrifft.

Was ich in diesem Jahr beispielsweise - hauptsächlich online - gemacht habe: internationales Community Building, einen großen Städtebauförderkongress für das NRW Ministerium, strategische Hochschulentwicklung, Update für diverse Kommunikationskonzepte, Lego Serious Play, Aufbau und Entwicklung einer Website für ein kommunales Netzwerk, Weiterentwicklung eines fachübergreifenden Klimaanpassungskonzepts, Design Thinking und Gamification, mehrere Teambegleitungen & Coachings, Grundsteine legen für ein Blog und ein Buch, und nicht zuletzt den Aufbau meines eigenen TEDxMünster-Teams.

Nach reichlicher Erprobung im Echtbetrieb habe ich meine vorläufigen Favoriten gefunden. Das Konferenz-Tool meiner Wahl ist ohne Einschränkungen Zoom: läuft flüssig, saugt den Akku nicht umgehend leer, lässt sich locker und ohne Verzögerungen bedienen und bildet meine Ansprüche für interaktives Arbeiten ab mit Breakout-Rooms und den Möglichkeiten der Co-Moderation. Daneben setze ich gerne und oft Miro ein, bisweilen auch Mural. Diese beiden virtuellen Whiteboards erlauben offene und geschützte Gruppen. Ich habe unendlich viel Platz, kann mit überschaubarem Einsatz eine Arbeitslandschaft vorbereiten und den roten Faden durch einen Workshop legen. Trotzdem bleibt mir der Spielraum, diese Landschaft ständig zu verändern und zu ergänzen. Die Teilnehmer*innen sind immer dabei, gleichzeitig oder zu ihren eigenen Zeiten, co-kreativ oder mit ihren eigenen Dingen befasst. Was besonders praktisch ist, weil ich gern schon Tage vor dem Ereignis die Gelegenheit gebe, dass die Teilnehmer*innen mit den Arbeitsmitteln warm werden. Neben Miro und Mural setze ich gern Google-Präsentationen ein. Auch die kann ich vorbereiten und/oder ergänzen lassen. Auch Google bietet eine Menge Gestaltungsraum für gleichzeitiges gemeinsames Arbeiten von überall her.

Mit dem virtuellen Arbeitsraum Howspace habe ich ebenfalls beglückende Ergebnisse erzielt. Howspace ist ein machtvolles Werkzeug für mitunter sehr große Gruppen. Eine Kollegin hat damit einen Hackathon mit 5000 Teilnehmer*innen bestritten. Mein Best Case war die Hochschule: Strategische Hochschulentwicklung mit Studierenden im Design-Thinking-Format, online und offline über eine Woche. Howspace hat eine KI integriert und ist in der Lage, Ergebnisse einigermaßen sinnvoll (lernt ja noch ;) in Echtzeit zu aggregieren und auszuwerten. Und die Dokumentation, immer der unsichtbare Schmerz im Anschluss an den eigentlichen Workshop, funktioniert reibungslos. Kostet aber eine Kleinigkeit, was die finnischen Programmierer anbieten.

Meine Arbeit hat sich mit Blick auf das Handwerkszeug sehr verändert. Wenn ich die Menschen in den Blick nehme, ist sie nun gar nicht so anders. Nach wie vor ist mein Job, Menschen gut ins Arbeiten zu bringen. Ich sorge dafür, dass die Teilnehmer*innen sich sicher und gut angeleitet fühlen. Und dass die Rahmenbedingungen so gestaltet sind, dass Einzelne wie auch Gruppen sich wohl fühlen und gute Ergebnisse erzielen können. Nach einem guten Dreivierteljahr ist aus dem Ausnahmezustand Routine geworden. Die Technik steht nicht mehr so fett im Vordergrund wie zu Beginn. Wir erleben eher, dass sie auch Erleichterung bringen kann. Im nächsten Jahr, so hoffe ich, werden wir die Anwendung weiter verfeinern. Und wenn dann hoffentlich wieder mehr physische Treffen stattfinden können, werden wir selektieren, was an welcher Stelle den größten Nutzen stiftet.

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