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Mittwoch, 29. Mai 2019

Change - Was man sich und anderen so zumutet

Die nicht ganz ernst gemeinte Reflexion eines Selbstversuchs

Veränderungsprozesse begleiten - das ist der wesentliche Inhalt meiner Arbeit. Und um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Meine Güte, haben wir nicht alle schon einmal gedacht: "Jetzt nehmt es doch nicht so schwer"? Wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Selbst wenn wir Veränderung selbst anstreben, ist es manchmal immer noch herausfordernd. Der Anlass meiner Forschung ist gerade: mein neues Telefon.

Noch ist es nicht einmal im Einsatz. Es liegt zu Hause auf der Anrichte und wartet auf das Feiertagswochenende, um mit Daten gefüttert und ordnungsgemäß gestartet zu werden. Man weiß ja nie, was unterwegs so schief geht, schließlich wechsle ich sogar das Betriebssystem. Und da warte ich lieber noch ab - ungeduldig, aber zunehmend skeptisch und sogar mit einiger Abwehr.

Denn: Ist es nicht eigentlich überdimensioniert, wie es da so liegt? Lange habe ich es im Laden in der Hand gehalten. Es ist, wenn man es genau nimmt, keinen Deut breiter als mein altes Handy, nur ein wenig länger. Die Größe des Bildschirms war eines der wichtigsten Kaufkriterien. Die Augen werden nicht besser, das Gehampel mit der Brille (aufsetzen, absetzen) nervt.

Aber wirklich: Dieses Telefon ist das teuerste, das ich jemals besessen habe. Bislang habe ich mich gewehrt, die Marke überhaupt in Betracht zu ziehen. Statussymbole sind mir zuwider. So viel Geld für einen Gebrauchsgegenstand? Irrsinnig. Ist der Mehrwert denn so groß? Das Auslaufen meines Handyvertrags macht die Kosten verdaulicher. Der Deal ist echt in Ordnung, das Ding selbst lässt sich in den Betriebskosten meines Unternehmens unterbringen.

Dunkel erinnere ich mich, dass die Aussicht auf eine endlich störungsfreie Synchronisierung mit meinem Rechner den Funken entfacht hat, über das Neue nachzudenken, was mich seitdem nicht mehr losgelassen hat. Intelligente Vernetzung, funktionierende Schnittstellen, Workflow im wahrsten Wortsinn! Jetzt gerade finde ich das überbewertet. Ob ich es zurückbringe, das Ding?

Was geschieht hier? Menschen scheuen Veränderung, ich sagte es bereits. Das macht sogar Sinn, denn erstmal muss man ja prüfen, ob die Umgewöhnung wirklich Vorteile bringt. Doch wenn ich bei selbst gewählten Veränderungen, die nur mich betreffen, schon diese Höhen und Tiefen durchlaufe, wie mag es dann erst den Mitarbeitern gehen, denen ich als Chef diese Reise zumute? Die Höhen und Tiefen wollen gesehen und erlebt werden. Führungskräfte müssen die Abwehr und den Widerwillen aushalten. Dafür müssen sie Raum geben. Erst dann wird der weitere Weg frei.

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