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Montag, 30. November 2015

Akquise-Esel, Agenturfossilien und Augenhöhe

In Zeiten von Crowdsourcing ist gockelhaftes Spreizen im Geschäft der Agenturen untereinander überholt. Echtes Co-working bringt die besseren Ergebnisse und das produktivere Arbeitsklima

Eine Agentur ruft mich an. Klassische Full-Service-Agentur, die sich auf einen Wirtschaftszweig spezialisiert hat und dort offenbar gut im Geschäft ist. Sie laden mich zur Zusammenarbeit ein, weil sie auf dem Gebiet der PR-Konzeption schwach aufgestellt seien. Das reizt mich. Wir treffen uns zum Gespräch, und da bröckelt die Fassade doch schnell.


Wie denn mein Stundensatz sei. Oh, da müsse ich natürlich Abschläge in Kauf nehmen, denn schließlich wollten sie ja nicht als mein Akquise-Esel enden. Und mir solle vor allem klar sein, dass ich die Finger von ihren Kunden lassen müsse. Natürlich. Ich sage, mein Interesse liege vorrangig im fachlichen Austausch, den ich nämlich als sehr bereichernd empfinde. Außerdem habe ich vor allen Dingen wenig Zeit und bin gerade nur begrenzt offen für neue Aufträge. Schlag auf Schlag grenzt sich die Agentur ab. Die Liste ihrer Kunden, die Erlebnisse auf der wichtigen Fachmesse vergangene Woche - all das soll Eindruck machen. Jedoch: Zusammenarbeit auf Augenhöhe ist offenbar nicht geplant. Da frage ich mich: Wozu laden sie mich ein?


Die Zeiten, in denen Werbeagenturen sich darüber verkaufen, dass sie die Schicksten und die Coolsten sind, sind für mich deutlich vorbei. Synergien ziehe ich aus der Zusammenarbeit mit Menschen und Agenturen, die etwas bewegen wollen. Die ein Thema oder eine Mission haben und dafür Mitstreiter suchen. Dort entsteht Energie, und die Modalitäten des Zusammenarbeitens klären sich in der Umsetzung. Das hat bei mir bislang in jedem Fall funktioniert. Für die Nutzer, also die Kunden, bringt eine solche Kooperation mithin die besseren Ergebnisse, als wenn jeder vor sich hin arbeitet und im eigenen Saft kocht. Mehr Spaß macht das Arbeiten im Netzwerk ohnehin.

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