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Sonntag, 05. Juli 2015

Für wen das Ganze?

Der Blick durch die Nutzerbrille bringt gute Ergebnisse. Und mit dem Ziel fest im Blick kann man auch neue Wege gehen.

Die einen sind verantwortlich für Schulentwicklungsplanung, die anderen für die Jugendhilfe. Jetzt soll die Planung integriert werden. Oder: Die Stadtplaner verantworten den Prozess zur Innenstadterneuerung. Das Thema ist für die Bürgerinnen und Bürger sehr emotional. Viele Parteien, Initiativen und Interessengruppen wollen gehört werden.

Bei Planungsprozessen geht es in der Praxis oft um Verhandlungslösungen. Gerungen wird um Kompetenzen und Einflussfelder. Budgets und interne Logik der Institution sind wichtig. Nur selten entsteht dabei etwas wirklich Neues. Muss das so sein? Ich denke, es geht auch anders.

Als Moderatorin habe ich bei den Prozessen, die ich begleite, eine ganze Reihe von Einflussmöglichkeiten. Je nachdem , wie ich die Prozessarchitektur gestalte, Fragen formuliere, Arbeitsgruppen zusammensetze und die Methoden auswähle, kann ich den Blick der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch mal umlenken. Natürlich begegnet mir dabei auch Erstaunen, Skepsis und mitunter Verweigerung. Doch in der Regel sind Menschen ganz dankbar, wenn sie die ausgetretenen (Denk-)pfade mal verlassen dürfen.

Ich versuche die Perspektive immer nach denen auszurichten, die später das Ergebnis einer Veranstaltung oder eines Prozesses „ausbaden“ müssen. Und das sind nicht die Projektleiter oder die Verwaltungsmitarbeiter, sondern die tatsächlichen Nutzer: die Kinder, die in Schulen und Jugendeinrichtungen betreut werden, die Bürgerinnen und Bürger, die in die Innenstadt gehen.

Das Primat der Nutzerperspektive gilt übrigens mitnichten nur für Verwaltungen und öffentliche Planung. Selbst wenn Unternehmen als Antrieb und Korrektiv den wirtschaftlichen Druck haben — die Kundenbrille ist damit nicht immer automatisch im Gepäck.

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