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Freitag, 19. September 2014

Emanzipation von der Chat-Falle

Wie kleine Menschen selbstbewusst mit digitalen Geräten umgehen. Eine Replik auf die „Digital Naives“

Kritisch-reflexive Medienkompetenz forderten jüngst die Hamburger Medien- und Erziehungswissenschaftler Christina Schwalbe und Ralf Appelt. Eine Generation von „Digital Naives“ befürchten sie, die mit den Chancen und Risiken digitaler Medien nicht umzugehen wisse. So sehr ich die Forderung nach Medienkompetenz unterstütze, es gibt durchaus ermutigende Beispiele von gesunder Mediennutzung:


Zehn Jahre alt ist unsere Jüngste und hat den Übergang zur weiterführenden Schule noch nicht verdaut. Die vertrauten Gesichter der alten Freundinnen fehlen, und in der neuen Schule ist das soziale Gefüge noch ganz in Wallung. Nach dem Unterricht wird geskypt und gechattet, was das Zeug hält. 26 Whatsapp-Gruppen verzeichnet ihr Handy, in neun davon ist sie regelmäßig unterwegs. Dabei hat sie „nur“ insgesamt 62 Kontakte. Für Eltern scheint die Kommunikation weitgehend sinnentleert, während die Kinder die Geräte kaum weglegen mögen, aus Angst, den Anschluss zu verpassen und ausgegrenzt zu werden.


Eine Klassenkameradin stemmte sich nun gegen die Sintflut: 20.10 Uhr postet sie im Klassen-Chat, die anderen sollten jetzt bitte aufhören, denn sie habe bereits ernstlich Ärger mit ihrer Mutter, weil sie jetzt wirklich schlafen müsse. Völliges Unverständnis bei den anderen. „Dann musst du dein Handy einfach mal ausmachen“, raten sie der Verzweifelten. So einfach kann gesunde Mediennutzung sein.

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