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Donnerstag, 11. Mai 2017

Unsicherheit und Enge erhöhen die Kommunikationsbereitschaft

Warum ich die provisorische Kanalbrücke an der Schillerstraße jetzt ein klein wenig vermisse

Eigentlich toll, dass man nun an der Schillerstraße in Münster mit dem Rad keinen Umweg mehr über die Behelfsbrücke fahren muss. Die neue Brücke ist offen, das Provisorium demontiert. Komischerweise stelle ich bei mir ein bisschen Wehmut fest. Warum?

Regelwidrig sind die meisten Radler über die Brücke gefahren, anstatt zu schieben. Auch um die engen Ecken. Dafür musste man allerdings gut aufpassen und auch mal warten, um keine anderen Radler oder Fußgänger über den Haufen zu fahren. Zu Stoßzeiten war es eng, bei gutem Wetter saßen ab und zu Gruppen von Menschen mit einem Bier an den Seiten der Brücke. Unmöglich, einfach in vollem Lauf darüber zu heizen. Von Unfällen ist mir allerdings nichts bekannt, und die Stimmung war in aller Regel freundlich.

Mein Learning: einmal mehr die Erkenntnis, dass man Menschen solche ungeklärten Verkehrssituationen ruhig öfter zumuten sollte. Sie erzwingen Kompromisse, und damit sind sie förderlich für Kommunikation.

Ein zweites Beispiel in Münster ist der Hamburger Tunnel, der wegen der Bauarbeiten am Bahnhofsgebäude zurzeit eine gefragte Verbindung zwischen Bahnhofsvorder- und –rückseite ist. Auch hier teilen sich Radler und Fußgänger den engen Raum. Und es funktioniert.

In den letzten Monaten, in denen das Thema Mobilität bei meiner Arbeit großen Raum einnimmt, ist das Thema Shared Space sehr präsent. Ich wünsche mir von Politik und Verkehrsplanung mehr Mut, die Regelungsdichte auf den Straßen runterzufahren und mehr solcher Räume zuzulassen, die ein Aushandeln und Kommunizieren erfordern. Ich glaube, sie machen unsere Städte freundlicher.

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